Comedy im Haus der offenen Tür: „Odenwälder Trachtenkapelle“ präsentierte Lars Redlich im Haus der offenen Tür
Walldürn. „Volles Haus“ meldete der Musikverein „Odenwälder Trachtenkapelle“ als Veranstalter des Gastspiels des Berliner Entertainers Lars Redlich mit dessen Soloprogramm „Lars But Not Least!“
120 Minuten lang erwartete die nahezu 200 Besucher im voll besetzten Saal des Hauses der offenen Tür ein kurzweiliges Unterhaltungsprogramm, bestehend aus einer gelungenen Kombination aus Show, Kabarett und Musik-Comedy mit immer wieder ehrlichen und nachdenklichen Tönen, mitreißenden Momenten und intelligentem Humor, bei dem kein Auge trocken blieb, und das vom Anfang bis zum Ende von einer stetigen Situationskomik, der Spielfreude des Kabarettisten und vor allem auch von dem Verwandlungstalent Lars Redlichs lebte.
Nachdem Holger Farrenkopf vom Vorstandsteam des Musikvereins alle Besucher begrüßt hatte, eröffnete dieser sein Soloprogramm „Lars But Not Least!“ mit dem eigens für das Walldürner Publikum kurz vor Veranstaltungsbeginn spontan von ihm komponierten „Walldürn-Blues“, wobei er hierbei bemerkenswerte Lokal-Kenntnisse an den Tag legte.
Besonders angetan hatten es dem Entertainer bei seiner Begrüßung die Besucher in der ersten Reihe, die er zur „spontanen Auflockerung der Stimmung im Saal alle per Handschlag und mit Küsschen auf die Wange und einer herzlichen Umarmung begrüßte, wobei es ihm dabei ganz besonders Doris und Thomas als Pärchen angetan hatten, mit denen er das ganze Programm über kokettierte und seine „Späßchen“ machte.
Lieder für Mann und Frau
Das erste Lied „Theater statt Champions-League und Ehekrieg“ war zu den Klängen von Helene Fischers Erfolgshit „Atemlos durch die Nacht“ an die Männer gerichtet, dem er aber sein Lied für die Frauen im Saal folgen ließ, das den Besuch im Sonnenstudio beim schönsten Mädchens von Sachsen, der schönen Sonnenstudio-Mitarbeiterin Mandy besang, und das im besten „Sächsisch“.
Aus einem schierbar unerschöpflichen Fundus schlüpfte Lars Redlich im Laufe des Abends für seine unterschiedlichsten Rollen immer wieder in neue Kostüme und wechselte dabei gleichzeitig in Sekunden-schnelle auch immer wieder den Charakter.
Als Meister der Spontanität und Improvisation bezog er das Publikum immer wieder in sein Programm aktiv mit ein und nahm den einen oder anderen dabei auf recht humorvolle Art und Weise „auf den Arm“.
Großartig im ersten Programmteil seine Auftritte als einstiger Schüler auf Klassenfahrt mit sei-nem Mathe-Lehrer Dr. Müller, als gelehriger, aber oftmals auch auf-müpfiger Sohn eines Lehrer-Ehepaares in Berlin oder als melancho-lischer und trauriger, von seiner Ex-Freundin Franziska verlassener junger Mann, der sich die Frage stellt „Ist es so, ist dein Leben, ist es so?“.
Vor allem stimmlich hielt der bemerkenswert Vielseitige so manchen Überraschungscoup für sein lachendes und begeistert mitmachende Publikum in petto. Sei es beim Lied von der „Letzten Socke, die aus der Waschmaschine kommt“, beim Gesangstrip auf den Spuren von Whitney Houston oder beim Abstecher zu den Bambi- und Echo-Auszeichnungen.
In die Pause entlassen wurde das Publikum von Lars Redlich mit der Aufforderung, ihm spontan sechs 6 Wörter zu nennen, aus denen er während der knapp halbstündigen Pause ein Lied komponieren und dem Publikum dann im Reggae-Sound präsentieren werde.
Pausensong komponiert
„Schafft er das?, kriegt er das hin?“, fragten sich viele Zuschauer. Ich habe in der Pause Blut und Wasser geschwitzt, zu den Wörtern „Borkenkäfer“, „Osterhase“, „Elfetritsche“, „Kanschträubele“ (Johannisbeeren), „Notdurft“ und „Stationsvorsteher“ einen Pausensong zu kreieren, so Redlich zum Auftakt des zweiten Teils des Abends. Das Ergebnis seiner sich selbst auferlegten „Pein“, sein aus dem Stegreif geschaffener „Hit“ im Reggae-Sound: hervorragend, begeisternd, sensationell, zum Brüllen komisch und musikalisch allererste Sahne.
In der Folge jagte dann auch weiterhin ein Höhepunkt den Nächsten: Seine dem Publikum im Saal verkündeten Erfahrungsberichte aus sowie an diesem Abend erfolgenden Eintragungen in das Tour-Tagebuch, seine Geschichte vom kiffenden Hasen, seine Frauen-, Biber- und Kaktuswitze oder seine musikalische „Faschenaacht in Dürn“-Instrumentaleinlage: Es gab an diesem Abend fast nachts, was Lars Redlich nicht konnte, der sich als begnadeter Entertainer und Multiinstrumentalist erwies.
Als Zugabe nach dem begeisterten Schlussapplaus brillierte Redlich als lebende „Jukebox“, der dabei seiner Improvisationsfreude noch einmal freien Lauf ließ und auf Zuruf Publikumswunsch um Publikumswunsch gekonnt und beeindruckender Weise erfüllte und dabei noch einmal vielseitiges und vielfältiges Können als Entertainer, Comedian und Musikkabarettist nachhaltig unter Beweis stellte. ds
© Fränkische Nachrichten, Dienstag, 01.03.2016